Maverick Buying ist ein Begriff aus dem Einkauf und beschreibt die Praxis, dass Mitarbeitende oder Abteilungen eines Unternehmens eigenmächtig Bestellungen für Materialien, C-Teile, Produkte oder Dienstleistungen tätigen – ohne die Einkaufsabteilung oder die definierten Beschaffungsprozesse einzuhalten. Dieses Verhalten widerspricht den festgelegten Regeln, Rahmenbedingungen und Beschaffungswegen.
Der Name geht übrigens auf den texanischen Viehzüchter Samuel Maverick zurück, der seine Rinder nicht brandmarkte. In Anlehnung daran bezeichnet man auch unkontrollierte Beschaffungsvorgänge ohne Beachtung der Vorschriften als „Maverick Buying“.
Die Bedeutung von Maverick Buying liegt vor allem darin, dass es zentrale Einkaufsstrategien untergräbt. Statt auf Rahmenverträge oder standardisierte E-Procurement-Lösungen zurückzugreifen, entstehen neue, unkontrollierte Beschaffungswege. Besonders im Bereich des C-Teile-Managements oder bei Büromaterial tritt dieses Problem häufig auf.
Eigenständige Bestellung von Dienstleistungen ohne Abstimmung
Direkte Bestellungen bei Lieferanten ohne Nutzung der E-Procurement-Lösung
Abschluss individueller Verträge außerhalb zentraler Rahmenverträge
Die Ursachen liegen oft in:
Unkenntnis der Regeln und Prozesse
Mangel an Schulungen oder Informationen
Situationen, in denen schneller Bedarf gedeckt werden muss
Flexibilität der Fachabteilungen, die eigene Wege suchen
Komplexität im Einkaufsprozess
Der Autor Helmut Wannenwetsch weist in seinen Publikationen darauf hin, dass Maverick Buying oft aus schlecht kommunizierten Strategien und fehlender Preis Compliance Quote entsteht.
Die Folgen von Maverick Buying sind vielfältig und können für Unternehmen erhebliche Kosten verursachen:
Höhere Ausgaben durch das Umgehen von Rahmenverträgen
Schlechte Konditions Compliance Quote und verpasste Rabatte
Verlust von Transparenz in den Beschaffungsprozessen
Probleme in der Budgetkontrolle und bei der Einkaufsstrategie
Steigende Total Cost of Ownership durch ineffiziente Beschaffung
Langfristig führt Maverick Buying außerdem zu einem Vertrauensverlust gegenüber der Einkaufsabteilung und schwächt die Position des Einkaufs im Unternehmen.
Unternehmen sollten sich regelmäßig folgende Fragen stellen, um Maverick Buying zu erkennen:
Gibt es Bestellungen, die nicht über das System laufen?
Wie hoch ist die Maverick-Buying-Quote im Verhältnis zu genehmigten Beschaffungsvorgängen?
Weichen einzelne Fachabteilungen von den vereinbarten Strategien ab?
Gibt es Verträge mit Lieferanten, die nicht zentral verhandelt wurden?
Um das Problem in den Griff zu bekommen, bieten sich verschiedene Lösungsansätze an:
Einführung einer zentralen E-Procurement-Lösung für alle Beschaffungsprozesse
Schulung der Mitarbeitenden und Förderung von Prozessdisziplin
Klare Strategien zur Einhaltung von Rahmenverträgen
Transparente Prozesse für die Bedarfsmeldung und Freigabe
Monitoring der Maverick Buying Quote und Ableitung von Maßnahmen
Kriterium |
Maverick Buying |
Geregelter Einkaufsprozess (z. B. mit E-Procurement) |
---|---|---|
Definition |
Eigenmächtige Bestellungen durch Mitarbeitende oder Abteilungen ohne Beachtung der Prozesse |
Standardisierte Beschaffungsvorgänge mit klaren Regeln und Freigaben |
Beschaffungswege |
Umgehung von Rahmenverträgen, Nutzung nicht autorisierter Lieferanten |
Nutzung verhandelter Rahmenverträge und definierter Beschaffungswege |
Kosten & Ausgaben |
Höhere Kosten, fehlende Rabatte, steigende Total Cost of Ownership |
Transparente Kostenkontrolle, bessere Budgetplanung |
Transparenz |
Geringe Nachvollziehbarkeit, erschwerte Analyse der Ausgaben |
Hohe Transparenz durch zentrale Daten und Monitoring |
Compliance |
Geringe Preis Compliance Quote und Konditions Compliance Quote |
Einhaltung aller Compliance-Vorgaben und Unternehmensrichtlinien |
Flexibilität |
Kurzfristige Flexibilität, aber hohe Risiken |
Klare Prozesse, trotzdem flexibel durch moderne E-Procurement-Lösung |
Lieferantenbeziehungen |
Schwächere Position, viele unkoordinierte Verträge |
Starke Verhandlungsbasis, zentrale Kommunikation mit Lieferanten |
Rolle der Einkaufsabteilung |
Umgangen, eingeschränkte Wirkung im Unternehmen |
Zentrale Steuerung, Umsetzung der Einkaufsstrategie |
Praxisbeispiele |
Ungeplante C-Teile-Bestellungen, spontanes Büromaterial |
Geplantes C-Teile-Management, automatisierte Bedarfsanforderungen |
Die Vorteile liegen auf der Hand:
Mehr Transparenz über alle Beschaffungsvorgänge
Bessere Kontrolle über Kosten und Ausgaben
Stärkere Position gegenüber Lieferanten
Sicherstellung der Compliance in allen Bereichen
Nachhaltige Optimierung der Einkaufsstrategie
Maverick Buying mag in einzelnen Situationen kurzfristig Flexibilität versprechen, stellt aber langfristig ein ernsthaftes Problem dar. Unternehmen, die ihre Beschaffungsstrategie konsequent umsetzen, profitieren von mehr Transparenz, geringeren Kosten und einem professionellen Zusammenspiel zwischen Einkaufsabteilung, Fachabteilungen und Lieferanten.