Lieferantenmanagement: Definition, Ziele, Prozesse und Software – der komplette Überblick
Definition und Bedeutung
Lieferantenmanagement beschreibt die Steuerung aller Beziehungen zu Lieferanten mit dem Ziel, Qualität, Lieferbereitschaft und Kosten entlang der Lieferkette zu optimieren. Es umfasst die Aufgaben Auswahl, Lieferantenbewertung, Qualifizierung, Lieferantenentwicklung und regelmäßige Lieferantenaudits. Für Unternehmen ist es ein zentraler Erfolgsfaktor in der Wertschöpfungskette.
In Deutschland gewinnt das Thema durch das Lieferkettengesetz bzw. Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz an Bedeutung. Firmen müssen Lieferanteninformationen transparent vorhalten, Risiken bewerten und geeignete Methoden zur Prävention und Optimierung implementieren.
Strategisches vs. Operatives Lieferantenmanagement
Strategisches Lieferantenmanagement
Das Strategische Lieferantenmanagement richtet die Strategie am Geschäft aus:
- Aufbau und Pflege des Lieferantenstamms, inkl. Klassifizierung und Analyse der Anzahl der Anbieter
- Gestaltung der Lieferantenbasis und des Lieferantennetzwerks (z. B. Dual Sourcing, Verlagerung)
- Definition von Zielen, KPIs und Governance
- Integration von Nachhaltigkeit und Compliance (Lieferkettengesetz, ISO-Standards)
- Förderung von Lieferantenentwicklung und Co-Innovation
Operatives Lieferantenmanagement
Das Operative Lieferantenmanagement sichert die reibungslose Abwicklung im Tagesgeschäft:
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Bedarfsermittlung, Beschaffung und Bestellprozesse
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Termin- und Lieferzeiten-Steuerung
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Qualitätsprüfungen, Reklamationen, Wareneingangskontrollen
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Rechnungsprüfung (2-/3-Way-Match)
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Performance-Überwachung mit KPIs und Feedback
Kriterium
Strategisches Lieferantenmanagement
Operatives Lieferantenmanagement
Zeithorizont
Langfristig (3–5 Jahre, strategische Ziele)
Kurzfristig (tägliche Abwicklung)
Fokus
Aufbau & Steuerung der Lieferantenbasis
Effiziente Umsetzung der Beschaffungsprozesse
Aufgaben
Lieferantenauswahl, Klassifizierung, Entwicklung, Audits
Bestellung, Lieferterminüberwachung, Rechnungen
Ziele
Kostenoptimierung, Risikominimierung, Innovation, ESG
Liefertreue, Qualität, Prozessstabilität
Methoden & Tools
Portfoliomanagement, Risikoanalysen, Co-Innovation
E-Procurement, Tracking, Reklamationsmanagement
Einfluss auf Unternehmen
Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit & Wertschöpfung
Sicherstellung von Lieferbereitschaft & Effizienz
Ziele im Lieferantenmanagement
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Qualität erhöhen: durch Standards, Spezifikationen, Prüfpläne
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Lieferbereitschaft steigern: Dual Sourcing, Sicherheitsbestände, flexible Prozesse
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Kosten optimieren: Bündelung, Rahmenverträge, Total Cost of Ownership
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Unternehmenserfolg sichern: mehr Kundenzufriedenheit, stabile Lieferketten, resilientere Produktion
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Der Prozess hinter dem Lieferantenmanagement
- Der Lieferantenmanagement Prozess ist ein Kreislauf aus Auswahl, Qualifizierung, Bewertung, Entwicklung und Feedback. Die folgende Grafik zeigt diesen Ablauf im Überblick:
Methoden und Klassifizierung
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ABC-/XYZ-Analyse nach Wert und Volatilität
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Segmentierung nach Bereichen (Direktmaterial, Dienstleistungen, Capex)
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Risikobewertungen mittels Heatmaps und Szenarien
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Lieferantenauswahl basierend auf Produkten, Qualität, Lieferzeiten und Compliance
Lieferantenentwicklung als Erfolgsfaktor
Eine erfolgreiche Lieferantenentwicklung umfasst:
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Verbesserung von Prozessen (Lean, FMEA, OEE)
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Förderung gemeinsamer Innovation und Co-Innovation
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Regelmäßige Feedback-Mechanismen wie QBRs und Workshops
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Incentives wie Volumengarantie oder Gain-Sharing
So wird die Leistungsfähigkeit der Partner nachhaltig erhöht und die Effizienz in der Wertschöpfung gesteigert.
KPIs und Bewertung im Lieferantenmanagement
KPIs sind unverzichtbar, um den Lieferantenmanagement Prozess messbar zu machen:
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Liefertermintreue (OTD)
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Qualität (ppm, Reklamationsrate)
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Kosten/TCO
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Lieferzeiten und Reaktionsgeschwindigkeit
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ESG-Kriterien (z. B. ISO 13485, Audit-Ergebnisse)
Scorecards, Lieferantenaudits und regelmäßige Bewertungen ermöglichen eine klare Optimierung der Lieferantenbasis.
Compliance: Lieferkettengesetz und ISO-Standards
Das Lieferkettengesetz und insbesondere das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichten Unternehmen zu mehr Transparenz. Sie fordern Risikoanalysen, Präventionsmaßnahmen, Reporting und regelmäßige Überprüfung der Lieferanteninformationen.
In regulierten Branchen wie Medizintechnik ist zusätzlich ISO 13485 zentral, da es hohe Anforderungen an Produkte, Prozesse und Dienstleistungen stellt.
Softwarelösungen im Lieferantenmanagement
Moderne Softwarelösungen unterstützen Unternehmen bei:
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Stammdatenpflege im Lieferantenstamm
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Automatisierung von Prozessen (Bestellung, Rechnungsprüfung)
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Transparenz durch Dashboards und Performance-Monitoring
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Kommunikation mit Lieferanten über Portale oder E-Mail-Workflows
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Einhaltung von Standards wie ISO 13485 oder Lieferkettengesetz
Fazit
Ein modernes Lieferantenmanagement ist unverzichtbar, um Lieferantenbeziehungen zu optimieren, die Lieferkette resilient zu gestalten und den Unternehmenserfolg langfristig abzusichern. Wer Strategisches und Operatives Lieferantenmanagement kombiniert, Software nutzt, die Lieferantenentwicklung fördert und die Anforderungen des Lieferkettengesetzes erfüllt, steigert nicht nur Effizienz und Qualität, sondern auch die Innovationskraft seines Unternehmens.